Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger wehrt sich gegen den Vorwurf, als Schüler ein antisemitisches Pamphlet verfasst zu haben. Allein der Verdacht sorgte für Empörung über die Grenzen des Freistaats hinaus. Am Abend hieß es dann: Aiwangers Bruder war der Urheber.
Wir haben hier schon einen thread dazu, den hatte ich wohl übersehen.
Scheinbar kann als gesichert betrachtet werden, dass er die Flugblätter zumindest verteilt hat. Unschuldig ist er also nicht.
Es kann natürlich durchaus sein, dass er das nur für seinen Bruder verteilt hat, Mittäter wäre er dann trotzdem.
Andererseits, war er damals 16. Mit 16 haben einige meiner Freunde überlegt, paramilitärische Ferienlager in der Pampe zu betreiben, um für die kommunistische Revolution zu trainieren. Zwei von denen sind jetzt promovierte Volkswirte, ein anderer Beamter. Ich kenne Aigner als gigantischen Idioten, aber im Detail mehr auch nicht. Wenn das jetzt der riesen Aufhänger sein soll und er ansonsten dumme, aber nicht antisemitische Aussagen getätigt hat, sollte man sich vielleicht fragen, ob das für den heutigen Politiker wirklich so relevant ist.
Wobei ich schon finde, dass es einen Unterschied macht, ob man ein gutes Leben für alle mit Gewalt erreichen will oder man “Landesverräter” ins KZ schicken will und sich dabei in übelst menschenverachtender Weise über das reale millionenfache Leid lustig macht.
Aber natürlich sollten wir davon ausgehen, dass Menschen reformierbar sind, erst recht mit 16. Die wichtigste Frage wäre daher in meinen Augen, ob Aiwanger eine glaubwürdige Reformation hingelegt hat. Und da er Politiker ist: nicht nur eine Reformation hin zu “den Inhalt finde ich jetzt auch ekelhaft und menschenverachtend” (Hallo Captain Obvious), sondern auch z.B. zum Umgang mit Fehlern (er sagt bezeichnenderweise nix dazu, warum er die Flugblätter verteilt hat bzw. streitet das sogar ab) und zum Umgang mit politisch Andersdenkenden.
Und ich habe ich jetzt nicht den Eindruck, dass er sich da in ausreichendem Maße geändert hat, wenn er sagt
dass „die schweigende große Mehrheit dieses Landes sich die Demokratie wieder zurückholen muss“ […] Die Mitte der Gesellschaft werde, so Aiwanger, die „Berliner Chaoten vor sich hertreiben“ (Wikipedia)
Andererseits ist das so oder so antidemokratisch von ihm, egal was er in der Jugend gemacht hat. Es passt aber erschreckend gut zur damaligen Mentatlität.
Wie ich oben schon geschrieben hab, ich kenne ihn nur als inkompetenten, konservativen Winkeaugust aus Bayern, deswegen kann ich ihn nicht beurteilen.
Ich frage mich halt, was das ganze jetzt erreichen soll. Auch den Medien muss ja klar sein, dass die Geschichte isoliert betrachtet Nullinformation ist. Jungs machen dumme Scheisse, Schocker.
Relevant wäre es, wenn man zB einen roten Faden zeigen könnte. So von wegen “heute ist er verklausuliert, damals war er offen kaputt”, aber das sehe ich halt so nicht. D.h. entweder gibt es das nicht - dann hätten die Medien de facto Klatschpresse betrieben - oder es gibt diesen roten Faden, aber keiner hat ihn richtig aufgezeigt - dann haben die Medien ihren Job nicht gemacht.
Ich schreibe das ganze aus sehr-doll-nicht-Bayer und bekomme entsprechend nur am Rande was davon mit. Aber wenn er Anlass schon so groß berichtet wird, sollte die Einordnung mich eigentlich auch erreichen.
Die Aufgabe von Medien sollte es meiner Meinung nach nicht sein, etwas „zu erreichen“, sondern ganz einfach über etwas zu berichten bzw. aufzudecken, und das haben sie gut getan. Konsequenzen müssen andere ziehen: Parteikollegen, Opposition, Gesellschaft, Wähler. Den roten Faden in Aiwangers Karriere hat die SZ im Artikel Das Ausschwitz Pamphlet aufgezeigt.
Scheinbar kann als gesichert betrachtet werden, dass er die Flugblätter zumindest verteilt hat. Unschuldig ist er also nicht.
Es kann natürlich durchaus sein, dass er das nur für seinen Bruder verteilt hat, Mittäter wäre er dann trotzdem.
Andererseits, war er damals 16. Mit 16 haben einige meiner Freunde überlegt, paramilitärische Ferienlager in der Pampe zu betreiben, um für die kommunistische Revolution zu trainieren. Zwei von denen sind jetzt promovierte Volkswirte, ein anderer Beamter. Ich kenne Aigner als gigantischen Idioten, aber im Detail mehr auch nicht. Wenn das jetzt der riesen Aufhänger sein soll und er ansonsten dumme, aber nicht antisemitische Aussagen getätigt hat, sollte man sich vielleicht fragen, ob das für den heutigen Politiker wirklich so relevant ist.
Wobei ich schon finde, dass es einen Unterschied macht, ob man ein gutes Leben für alle mit Gewalt erreichen will oder man “Landesverräter” ins KZ schicken will und sich dabei in übelst menschenverachtender Weise über das reale millionenfache Leid lustig macht.
Aber natürlich sollten wir davon ausgehen, dass Menschen reformierbar sind, erst recht mit 16. Die wichtigste Frage wäre daher in meinen Augen, ob Aiwanger eine glaubwürdige Reformation hingelegt hat. Und da er Politiker ist: nicht nur eine Reformation hin zu “den Inhalt finde ich jetzt auch ekelhaft und menschenverachtend” (Hallo Captain Obvious), sondern auch z.B. zum Umgang mit Fehlern (er sagt bezeichnenderweise nix dazu, warum er die Flugblätter verteilt hat bzw. streitet das sogar ab) und zum Umgang mit politisch Andersdenkenden.
Und ich habe ich jetzt nicht den Eindruck, dass er sich da in ausreichendem Maße geändert hat, wenn er sagt
Andererseits ist das so oder so antidemokratisch von ihm, egal was er in der Jugend gemacht hat. Es passt aber erschreckend gut zur damaligen Mentatlität.
Wie ich oben schon geschrieben hab, ich kenne ihn nur als inkompetenten, konservativen Winkeaugust aus Bayern, deswegen kann ich ihn nicht beurteilen.
Ich frage mich halt, was das ganze jetzt erreichen soll. Auch den Medien muss ja klar sein, dass die Geschichte isoliert betrachtet Nullinformation ist. Jungs machen dumme Scheisse, Schocker.
Relevant wäre es, wenn man zB einen roten Faden zeigen könnte. So von wegen “heute ist er verklausuliert, damals war er offen kaputt”, aber das sehe ich halt so nicht. D.h. entweder gibt es das nicht - dann hätten die Medien de facto Klatschpresse betrieben - oder es gibt diesen roten Faden, aber keiner hat ihn richtig aufgezeigt - dann haben die Medien ihren Job nicht gemacht.
Ich schreibe das ganze aus sehr-doll-nicht-Bayer und bekomme entsprechend nur am Rande was davon mit. Aber wenn er Anlass schon so groß berichtet wird, sollte die Einordnung mich eigentlich auch erreichen.
Die Aufgabe von Medien sollte es meiner Meinung nach nicht sein, etwas „zu erreichen“, sondern ganz einfach über etwas zu berichten bzw. aufzudecken, und das haben sie gut getan. Konsequenzen müssen andere ziehen: Parteikollegen, Opposition, Gesellschaft, Wähler. Den roten Faden in Aiwangers Karriere hat die SZ im Artikel Das Ausschwitz Pamphlet aufgezeigt.
Danke für den Link.