Passend zum derzeitigen Hype vor allem weil Ursula von der Leyen in Brüssel ganz groß mit SMR wirbt, bringt das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) fast schon einen Faktencheck heraus
„Trotz teils intensiver Werbung von Herstellern sehen wir derzeit keine Entwicklung, die den Bau von alternativen Reaktortypen in den kommenden Jahren in großem Maßstab wahrscheinlich macht."
Dazu wurden sieben international seit vielen Jahren diskutierte Technologielinien für alternative Reaktorkonzepte untersucht, die zuweilen auch als „Reaktoren der vierten Generation“ bezeichnet werden. Mit darunter sind beispielsweise die sogenannten blei- und gasgekühlten Reaktoren, Salzschmelzereaktoren oder beschleunigergetriebene Systeme. „Wer heute Euphorien in Verbindung mit alternativen Reaktorkonzepten weckt, blendet offene Fragen und Sicherheitsrisiken aus. Im Hinblick auf die Sicherheit der nuklearen Entsorgung bleibt festzuhalten, dass kein alternativer Reaktortyp den Bau eines Endlagers überflüssig macht“, betont BASE-Präsident Kühn.
Eine Betrachtung von sechs Ländern ergab: „Auch im internationalen Kontext stellen die alternativen Reaktorkonzepte weder den bisherigen Trend zu Leichtwasserreaktoren in Frage, noch stellen sie eine machbare, wirtschaftliche Option für zukünftige Energieversorgung dar“, sagt Christian von Hirschhausen von der TU Berlin. „Dies wird in der Studie anhand von sechs ausführlichen Länderstudien (USA, Russland, China, Südkorea, Polen, Belgien) ausgeführt. Insbesondere die USA, von denen in der öffentlichen Diskussion häufig die Rede ist, hat bei der Entwicklung von nicht-Leichtwasserreaktoren keine Durchbrüche erzielt bzw. sogar angekündigte Inventionen wieder zurückgenommen („Traveling Wave Reactor“).“
Was ich daran wirklich fast am erstaunlichsten finde ist, dass niemand das offensichtliche Problem sieht: Kosten.
Selbst die von den Herstellern beworbenen Preise sind über den derzeitigen Kosten von Wind und Solar am Markt. Klar, Reaktoren sind flexibler, aber mehr als ein Lastenausgleich können die dann nicht sein. Also ein relativ kleiner Markt.
Aber die nuclear bros sind weiter der festen Überzeugung, dass SMRs und Thorium uns noch schneller in die Zukunft katapultieren als ihr zweites Hobby - Bitcoin.
Soweit ich weiß eignen sich Nuklearreaktoren nicht zum Lastenausgleich, weil sie nicht so schnell hoch/runter gefahren werden können, dass man auf Wind und Wolken reagieren kann.
Diese ganze Diskussion um die Grundlast, die sich angeblich nicht mit erneuerbaren Energien decken lässt, ist eine reine Nebelkerze und pure Desinformation.
Grundlast ist ein altes Konzept aus einer Zeit in der Kraftwerke rund um die Uhr mit mehr oder weniger der gleichen Leistung liefen. Es ist kein Naturgesetz, dass industrielle Großverbraucher nur nachts laufen können. In Zukunft werden sich die Lasten einfach verschieben, dann läuft der Lichtbogenofen mittags wenn die Sonne scheint und nicht mehr nachts.
Es ist kein Naturgesetz, dass industrielle Großverbraucher nur nachts laufen können
Ich glaube du hast da ein Missverständnis. Die Grundlast ist nicht da, weil die Industrie nachts mehr Maschinen anwirft. Die Grundlast ist da, weil diese Maschinen 24/7 durchlaufen. Deshalb auch Grundlast und nicht Nachtlast oder so.
Der Lichtbogenofen wirdmanche Industriemaschinen werden auch in Zukunft Tag und Nacht laufen, es ist einfach nicht wirtschaftlichden Herunterkühlen zu lassenwenn start und stopp zu Verschleiß führt oder lange dauert. Und auch wenn man eine Maschine zügig starten und stoppen kann macht es oft finanziell Sinn 24/7 im Schichtbetrieb zu arbeiten.Lichtbogenöfen laufen prinzipiell nicht durchgängig, die lassen sich durchaus bei zu hoher Last im Netz runterregeln.
Das hab ich davon, wenn ich nicht alles ordentlich recherchiere.
Mein Argument gilt fur die Industrie im allgemeinen schon, aber ich habe meinen Kommentar editiert um diesen Fehler raus zu nehmen.
Entscheidend für die Produktion ist die Einschmelzzeit, die im Wesentlichen von der elektrischen Leistung des Ofentransformators sowie der Art und Beschaffenheit des Einsatzgutes abhängt. Typische Zykluszeiten (die Zeit zwischen zwei Abstichen, Tap-to-Tap-Time) liegen zwischen 30 und 90 Minuten. Die reine Schmelzzeit mit Lichtbogeneinsatz (Power-On-Time) liegt bei etwa 25 bis 70 Minuten.[4] Die Differenz der beiden Zeiten enthält die Summe der Auszeiten (Power-Off-Time), bei denen der Lichtbogen abgeschaltet ist. Darin enthalten sind z. B. Chargierung, Probenahme oder Wartungsarbeiten.
Jein.
Du hast industrielle Verbraucher die müssen durchlaufen. Einen Hochofen ständig an- und abzufahren ist nicht wirtschaftlich.
Du brauchst auch eine gewisse Grundlast, um ein stabiles Netz gegen Ein- und Ausschaltvorgänge zu haben. Es muss immer genau so viel Angebot wie Nachfrage sein, ist zeitlich nicht exakt möglich. In der Realität hast du die Verzögerung über die Frequenz abgefedert. Die steigt oder sinkt dann im europäischen Netz um wenige mHz. Wenn du keine ausreichend große Grundlast hast, dann sind diese Schwankungen größer und werden irgendwann problematisch.
Dazu gibt es einen wunderbaren Talk beim CCC “Wie man einen Blackout verursacht” der Sprecher konnte mit seinem Raspberry die Frequenz im Stromnetz messen und dann z.B. sehen wann Atomkraftwerke kurzfristig abgeschaltet wurden. https://media.ccc.de/v/32c3-7323-wie_man_einen_blackout_verursacht
Richtig ist, dass wir sehr viel ungenutzte Potentiale haben, die Nachfrage zu flexibilisieren und auf das Angebot reagieren zu lassen, statt wie bisher das Angebot der Nachfrage folgen zu lassen. Dadurch können wir die notwendige Grundlast wie du sagst deutlich senken.
Tatsächlich lässt sich das meiste mit intelligenterer Steuerung lösen.
Auch Atomreaktoren können schnell hoch und runter gefahren werden. Es macht bloß keiner, weil der Bau teuer ist und der Betrieb billig. Einen Atomreaktor für den Lastausgleich zu bauen macht ihn also (auf die in Summe produzierte Energie bezogen) noch teurer. Da lohnt es sich mehr einfach 100% Überkapazität Windkraft zu bauen.
Aber prinzipiell ist die Fähigkeit zum Lastenausgleich bei Atomreaktoren vorhanden.
Können sie schon, 10% pro minute sind durchaus machbar. Das Problem ist eher materialermüdung beim cyceln. Deutsche AKWs waren z.b. nur für 400 An/Aus/An Zyklen ausgelegt. Die Druck und Thermischen Schwankungennehmen das Material ganz schön mit.
Ich bleibe dabei: Atomkraft macht mittlerweile keinen Sinn mehr, die Abfallfrage ist ungelöst, sie kostet mehr als Wind & Solar und die Probleme bei Unfällen oder Krieg kennen wir leider auch alle. Die Nachteile der Technik sind immens und die Vorteile halt nicht. Im Endeffekt macht zivile Atomkraft nur Sinn für Staaten, die ein militärisches Atomprogramm unterhalten wollen. Denn das ist immens teuer und so kann man über das zivile Programm das militärische quasi subventionieren.
Das haben auch die Investoren inzwischen kapiert. Egal welche Art von Atomkraftwerk, die springen gerade alle ab. Schon allein daher hat sich das Thema überlebt.
Auf !nuclear@feddit.nl wird man diesen Artikel bestimmt nicht finden. Da habe ich immer ähnlich argumentiert und bin dafür gesperrt worden.
Nuklear Ventilatorjungs sind sowas von nervtötend, sei froh das du gesperrt wurdest, brauchst dich nicht mehr mit denen rumärgern.
Wie sagt die heutige Jugend so schön: BASEd.
Basiert auf Faxgerät